„Wichtiger Beitrag mit wenig Aufwand“: Naturpark Neckartal-Odenwald ruft Firmen zum Mitmachen auf

Manche Dinge bemerkt man erst, wenn man darüber spricht. Windschutzscheiben im Sommer – wann hat die tägliche Tatortreinigung aufgehört? Ist ja erst einmal angenehm. Insekten ein Imageproblem: läs
https://www.rnz.de/nachrichten/eberbach_artikel,-eberbach-weg-von-asphalt-beton-und-alibi-gruen-_arid,645673.html

(…) „Es betrifft die ‚Dienstleistung Ökosystem’, die wir ganz selbstverständlich in Anspruch nehmen“, sagt Philipp Unterweger: „Sauberes Wasser, saubere Luft, Rohstoffe, fruchtbare Böden und das, was sie an Mehrwert bringen.“ Der Biologe berät Unternehmen ist Berater bei der Umsetzung von Biodiversitäts-Projekten.
Im Online-Forum des Naturparks Neckartal-Odenwald am Freitag erklärt er, wie florierende Unternehmen ihre Firmensitze zum Blühen bringen können. „Mit wenig Aufwand und gezielten Maßnahmen lässt sich ein wichtiger Beitrag leisten“, verspricht Moderatorin Pia Homann. Der Mehrwert: Ein Wohlfühl-Arbeitsplatz und eine grüne Visitenkarte. Pflegeaufwand und Kosten seien oft geringer als für gärtnerische Anlagen.

Seit drei Jahren gibt es das Landesprojekt „Blühender Naturpark“, um die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren zu fördern. Dabei werden Flächen mit an den Standort angepassten Wildblumen eingesät. Dafür wollen die Naturparks so viele Menschen wie möglich mit einbinden, indem sie aufzeigen, wo überall Flächen und Nischen so gestaltet werden können, dass Insekten hier Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten finden. Über das Online-Forum sollten nun auch Firmen zur Teilnahme motiviert werden.

Hauptverantwortlich für den Artenrückgang sind der Einsatz von Chemikalien (vor allem der Neo-Nikotinoide) und ganz besonders die Flächenversiegelung, erklärt Naturpark-Projektmanagerin Julia Mack. Lebensräume würden vernichtet, aber auch so zerschnitten, dass kein genetischer Austausch mehr stattfinden könne.
Wie im öffentlichen Raum dominiert auch bei Firmengebäuden das, was Philipp Unterweger „ABC-Architektur“ nennt: Asphalt, Beton und Cotoneaster, also Zwergmispel-Sträucher, als Alibi-Grün. Vermeintlich pflegeleicht, aber lebensfeindlich und nichts, wo man gerne ein zweites Mal hinschaut.

Der Biologe zeigt Beispiele für Alternativen: Blühende Stauden statt Parkplatz-Streifen, Dachbegrünung, ein Teich, Bäume, eine Wiese statt Rasen.
Auch wo wenig Platz ist, bringt ein Rosenstrauch Atmosphäre und nicht jede Einfahrt muss geteert werden: Auf wassergebundenem Schotterrasen kann auch ein Feuerwehr-Auto fahren. „Firmen der Zukunft punkten im Eingangsbereich nicht mit dicken Autos der Chefs, sondern ob dort Verantwortung für die Zukunft signalisiert wird“, sagt Unterweger und nennt Beispiele positiver Resonanz in nicht erwartetem Ausmaß.

Wenn die sich von der Produktion bis in die Lieferkette wieder finde, kann auch eine Bohrmaschine biodivers sein. Ökologische Lacke etwa, Härtungsöle, die wieder verwendbar seien – der ganze Nachhaltigkeitskomplex als Geschichte auf der Homepage kommuniziert: Gutes tun und darüber reden und damit wieder andere motivieren.

Die Deutsche Bahn macht das mit kleinen Öffnungen in den Schallschutzwänden, „man sieht sie, wenn der ICE mal wieder langsam fährt.“ Ein Blechschildchen daneben zeigt eine Eidechse, die hat damit eine Möglichkeit, auf die andere Seite zu kommen: „Animal Aided Design“ nennt man das global. Einer von vielen möglichen Auswegen.

Elisabeth Murr-Brück
Nach oben scrollen
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner